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Samstag, 6. April 2013


Hafenfieber

..oder doch nur Illusion


Wo soll ich anfangen mmmhhhh…naja - sagen wir mal so, ich hatte ein Ziel oder besser gesagt einen Traum, aber um diesen zu erfüllen mußte ich einen steinigen und eher unbequemen Weg nehmen. Idyllisch…nö - schön…..nö  -  fischreich…..nö  aber der Linzer Hafen hat eins….. RIESEN FISCHE. Aber die zu fangen schien auch nur im ersten Moment leicht. Doch bevor ich gleich mit der Tür ins Haus falle, fange  ich mal von Anfang des Jahres an. Hoch motiviert wie eigentlich immer am Jahresanfang schmiedete ich schon Pläne an welchen Plätzen mit welchem Futter usw. ich zu fischen beginnen würde. Zur kurzen Einführung: der Linzer Hafen besteht aus vier Becken, wobei drei miteinander zusammenhängen (1er-2er-3er), und der Winterhafen, der  unabhängig von den anderen drei Becken ein wenig unterhalb ist, aber es ist das größte. Da ich ja schon vor einigen Jahren in den Linzer Häfen tätig war, wußte ich schon einige Dinge, mit die man in den Industriehäfen leben muß. Weil ehrlich gesagt schön ist es nicht gerade, wenn sich die Ratten den …… ach, jetzt fange ich schon wieder mitten drin an…..!

Meine Montagen sollten so simple wie möglich ausfallen. Also fischte ich auf beiden Ruten einen normalen Line Anliner gebunden mit Mantis Gold 25lbs, die Hauptschnur war eine 35er von Fox. Da ich aufs Boilie nicht ganz verzichten wollte bestückte ich eine Rute mit Frolic und die zweite mit einem 20mm Fisch Boilie Marke Eigenbau. In meinem letzten Bericht „Linzer Häfen“ schrieb ich damals schon, daß das Frolic dem Boilie um Meilen voraus war, aber naja, ich wäre kein innovativer  Karpfenangler wenn ich nicht trotzdem eine Rute mit Boilies testen würde. Meine Futtertaktik war auch einfach: ich wollte so viel fisch wie nur möglich auf meinen Platz bekommen und hoffte darauf, daß auch irgendwann die Karpfen zum fressen vorbeischauten.

Im Frühjahr „jaja das Frühjahr“ ist ja wohl die launischste  Zeit am Wasser, finde ich. Aber man kann auch Sternstunden am Wasser erleben. Und das schönste ist ja eigentlich die Natur zu genießen, wie sie schön langsam aus Ihrem Winterschlaf geweckt wird und wieder Leben in die kahle Umgebung fließt. Also mache ich es kurz, der Winter dauerte einfach zu lange und so kam es wie es kommen mußte. Das Frühjahr war ein Flop und ich konnte außer einigen Brassen nichts fangen. Da bei uns in Linz (Oberösterreich) das Fischen im Mai verboten ist, mußte ich wieder ein Monat warten, um erneut unseren beschuppten Freunden im Hafen nachzustellen. Ich beschloß die letzten zwei Maiwochen mir einen Platz im Winterhafen vorzufüttern, alle zwei Tage ca. 2kg Boilies/Frolic und 10 kg Partikel und hoffte, daß mein Platz angenommen wird, hat ja sonst auch immer funktioniert. So, nun war es endlich soweit. Der 31te Mai war gekommen und ich konnte um punkt 00.00 meine Eisen ins Feuer werfen, wenn sich mir nicht ein kleines Hindernis in den Weg stellte. Ja OK, es war doch nicht so klein, hatte schon einige Tonnen ….Kacke da stand er nun in seiner vollsten Pracht. Der gute alte Raddampfer!! Genau auf meinem Platz! Ich schnaufte erst mal durch …die ganze Arbeit alles für nichts, nein, mit mir nicht. Aber wenn ich ehrlich bin konnte ich auch nichts machen und so setzte ich mich gute 90m unter meinen Platz mit einem sche….. Gefühl in der Magengegend hin und verharrte der Dinge. Ich legte die Ruten ab und setzte mich erst mal hin, vielleicht fährt er ja morgen wieder „redete ich mir schon ein“. Nach einer fischlosen Nacht ging ich dann am nächsten Morgen Richtung Schiff und  sah jemanden auf dem Dampfer auf und ab gehen, den ich dann sehr zühnisch fragte, wie lange er hier noch rumstehen würde.

Die Antwort fiel auch nicht freundlich aus: Zwei Wochen …….! Mir fehlten die Worte. Ich war gerade auf dem Nullpunkt. Ich packte mein Zeug zusammen und sah mich mal in den anderen Becken um, ob mich noch ein anderer Platz ansprechen würde. Im zweier Becken ganz vorne am Spitz, naja diesen Platz wollte ich eigentlich erst im Herbst fischen, aber was soll´s. Einen Versuch wär´s  schon wert, dachte ich und fütterte zugleich die Stelle mit dem übergeblieben Futter an. Dasselbe Spiel noch mal! Die ganze Woche füttern und dann am Wochenende fischen gehen. Am Platz angekommen, Ruten raus und erst mal ein kühles Blondes  und die Nacht konnte kommen. Was aber noch vorher kam, war ein sehr starkes Gewitter mit Hagel, welches ich mir aus meinem Auto aus angesehen habe. Aber der ganze Spuk war nach 40min. wieder vorbei und die Sonne lachte mich an und ein wunderschöner Regenbogen lies mein Herz höher und höher schlagen. Kurz darauf fing ich einige Brassen, fing ja schon gut an. Der erste Carp rollte sich, herrlich - die Nacht konnte kommen. Kurz vor 23.00 hatte ich einen Biß. Leider ging dieser Fisch verloren, Rute raus und wieder zurück in mein Auto gekrochen. Habe ich eigentlich schon gesagt, daß mein Kombi zugleich meine Unterkunft war? Nicht?! Jetzt wißt Ihr es, da es unmöglich war irgendwo ein Zelt aufzustellen. Kurz darauf muß ich wieder eingeschlafen sein, als mich ein unsanftes Klopfen aus meinen Träumen riß und ein Security neben mir stand. Ich  stieg aus und ahnte nicht´s gutes. Guten Abend … sagte er zu mir „wissen Sie nicht, daß man da mit dem Auto nicht stehen darf?“. „Nein, wußte ich nicht“, antwortete ich. Ich dürfte da nicht Nachtfischen, da es ein Privatgelände sei. „Das glaube ich nicht“, antwortete ich. „Tut mir leid, aber Sie müssen hier weg, vor allem mit dem Auto.“ Ich wollte mit Süßholzraspeln noch etwas bewirken, aber das brachte alles nichts. Ich konnte es nicht glauben und packte die Sachen und fuhr nachhause. Jetzt hatte ich mal nen Platz der Fisch brachte und dann darf ich da nicht fischen oder besser gesagt nicht Nachtfischen. Jetzt setzte ich mal für zwei Wochen aus um das alles zu verdauen und meine Aggressionen abzubauen.

An einem schönen und sehr heißen Junitag fuhr ich mal wieder eine runde am Hafen um Ausschau zu halten, ob man irgendwo Karpfen sehen würde. Und ich wurde fündig: im zweier Becken. Hier zog sich eine sehr große Krautbank im Uferbereich entlang und einige Meter dahinter sah ich einige dicke Brummer und das Feuer war schon wieder entbrannt. Am Abend wurde dann auch schon wieder gefüttert, aber dieses Mal ging ich gleich am nächsten Tag darauf fischen, und ich konnte meinen Augen nicht trauen. Ein ganzer Schwarm Karpfen zog in Ufernähe über meinem Platz! Selbes Spiel, Ruten raus und warten. Als es dann Nacht wurde, sah ich den Securiy hinter mir mit dem Rad vorbeifahren, jedoch sagte er dieses Mal nichts. Ich saß ziemlich knapp neben meinen Ruten auf einer Betonstiege, als sich was sehr Ekliges ereignete. Als ich so da saß, hörte ich ein Rascheln neben mir im Gras. Kurze Zeit später dann wurde das Rascheln immer lauter und auf einmal rannte eine Ratte über  meine Oberschenkel. Normalerweise machen mir diese Viecher nichts aus, aber das ging zu weit. Ich lies einen Schrei und sprang in einem Satz (bitte nicht Wörtlich nehmen) in mein Auto. Das war keine nette Begegnung, das könnt Ihr mir glauben! Um vier Uhr war es dann soweit: Ich konnte nach einigen Hindernissen doch noch  meinen ersten Hafenkarpfen 2007 auf die Matte legen. Voller Freude legte ich die Rute wieder ab und verkroch mich in mein Auto, um noch die eine oder andere Stunde zu schlafen. Zu erwähnen wären lediglich noch die beiden Schäferhunde, die fast die ganze Nacht durchbellten. Das nervte ein wenig, aber egal, ich hatte meinen ersten. Zwei Tage später war ich dann wieder an derselben Stelle um mein Glück erneut zu versuchen und ja es war ein Erfolg. Ich hatte drei Bisse und konnte leider nur einen fangen, die andren zwei kappten mir die Leine an den Steinen, was mich zu dem Entschluß brachte, auf eine 50er umzusatteln. Aber nun zurück zum Fisch, ich konnte einen schönen Spiegler mit 13,50kg fangen, was mich noch mehr freute war, jetzt mit einem guten Gefühl ans Wasser zu gehen, da ich ja jetzt einen Platz hatte, an dem man zum einen Angeln darf und zum anderen, der ging. Ich hielt den Platz natürlich unter Futter, da ich ja gerade mal 5 min mit dem Auto zum Angelplatz hatte. Die nächsten drei Wochen verliefen ohne Biß, was mich kurzerhand zu einem Platzwechsel zwang. Natürlich fütterte ich den alten Platz weiter, da ich ja später wieder auf diesem Platz angeln wollte. Der neue Platz war in der Mitte der drei Becken und sah strategisch sehr gut aus. Ich fütterte zwei mal sehr stark vor, um dann das nächste Wochenende dort zu verbringen. Es war schon Ende Juli und ich hatte erst 2 Carps. Puh, mit so wenigen hatte ich auch nicht gerechnet. Am neuen Platz konnte ich relativ schnell gleich einen schönen Schuppi mit gut 11kg landen. Aber das restliche Wochenende vermasselten mir die Bleßhühner. In der Nacht zum Sonntag kam es sogar soweit, das ich um kurz vor zwei Uhr die Ruten aus dem Wasser genommen habe, da es mich ansonsten zerrissen hätte.

Am nächsten Tag trat ich total wütend die Heimfahrt an und spielte schon mit dem Gedanken das Handtuch zu werfen. Zu hause angekommen mußte sich meine Frau mal für 15 Min. mein Leid anhören. Danach stellte sie mir eine gute heiße Tasse Kaffee hin, den ich auch gut gebrauchen konnte. Danach  sah die Welt gleich wieder anders aus. Es war mittlerweile schon Mitte August und ich versuchte mein Glück erneut an meinem alten Platz. Ich konnte sehr viele Fische ausmachen,  unter anderem auch einige kapitale Exemplare. Beim Ablegen der Rute rannte mir wie schon des Öfteren eine fette Ratte über den Weg, aber man sagte mal zu mir, daß man sich an das alles gewöhnen würde. Ne ne, das kann ich von mir nicht behaupten!! Aber jetzt wieder zurück zum eigentlichen Thema. Ich legte die eine Rute mit Frolic an der ersten Kante hinter dem Krautfeld ab, die zweite Rute plazierte ich etwa um drei Meter weiter draußen auf der zweiten Kante, die schon auf 4meter Wassertiefe lag. Diese bestückte ich mit einem Boilie, wie schon so oft. Dieses Mal war richtig was los auf dem Angelplatz. Karpfen sprangen, rollten wie verrückt, aber es tat sich nichts. Um 4 Uhr in der Früh bestückte ich die Frolicrute neu, da es sich schon aufgelöst hatte und nur eine halbe Stunde später rauschte die Rute ab, und der Drill konnte beginnen. Der Widersacher machte so richtig Dampf, aber nach einigen Minuten lag ein wunderschöner 14,50kg schwerer Hafenschuppi auf der Matte. Und kurze Zeit später hatte ich schon wieder einen Biß, die Flucht war sogar noch kraftvoller als wie die vom ersten Fisch, jedoch nach einigen Metern merkte ich, daß die Schnur über irgendetwas ratterte und zack! Abgerissen ……. Ich stand da wie im Regen stehen gelassen, obwohl ich ja eh einen schönen carp im Sack hatte, aber bei so wenig Bissen tut ein jeder verlorene Fisch doppelt weh. Die Rute legte ich nicht mehr aus, da es ja schon 7 Uhr in der Früh war. Ein guter Freund kam dann noch runter, um einige gute Fotos zu machen. Kurz gesagt die Fotos wurden ein Hit und der Fisch wurde kurzerhand wieder in seine nasse Umgebung zurückgelassen. In den nächsten Wochen konnte ich noch einige Karpfen zu einem Landgang überreden, wobei der schwerste ein 13,80 kg schwerer Spiegelkarpfen war. Die anderen bewegten sich so zwischen 10-12kg unter 10kg konnte ich eigentlich keinen fangen. Ich fing keinen einzigen Carp auf Boilie, den Großteil konnte ich auf Frolic fangen. Die anderen fing ich auf Partikel, umso kälter es wurde, desto weniger Bisse bekam ich. Ich konnte auch keinen Unterschied machen, ob es regnete oder die Sonne schien, ob es windig war oder Windstille herrschte. Wenn Karpfen am Platz waren, fing ich auch einige von Ihnen. Am falschen Platz kannst du auch mit viel Futter nichts bewegen, das könnt ihr mir glauben. Ich versuchte alles und leider blieb mir der verborgene Riese enthalten, aber vielleicht kommt er ja ein anderes Mal.

Das Hafenfischen ist sicherlich nicht das schönste Fischen, doch es hat halt seinen Reiz, denn es ziehen richtige Bullen ihre Bahnen in den Becken des Industriehafens. Ich kann euch nicht viele Tips mit auf dem Weg geben. Das Wichtigste ist, daß man das Vertrauen zu einem selbst nie verliert. Aja und noch etwas: man sollte keine Angst vor Ratten haben oder sich vor Ihnen ekeln, denn ich bin mir  sicher, daß mehr Ratten als Karpfen in den Linzer Hafenbecken umherziehen. Vielleicht sieht man sich ja mal am Wasser oder sonst wo ………

..in diesem Sinne wünsche ich allen Huntern schöne und erfolgreiche Stunden am Wasser so wie ich sie hatte. Und eins soll noch gesagt werden: Vergeßt nie den Spaß an der Sache zu verlieren!!


Neulinger Josef

Team Explosive Baits!!








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